Agnes Pfeffer – Mutmacherin

„Da ist eine, die ist genauso verrückt wie du – du solltest sie unbedingt kennenlernen.“ Mit diesen Worten fädelte mein Freund Erkan ein erstes Treffen beim Kaffeeautomaten an der Romanistik ein, wo wir beide studiert haben. So habe ich Agnes kennen gelernt.

Zerzauste Haare, strahlender Blick, Chello am Rücken und Aquarellblock unterm Arm. Wir standen wir etwas verlegen am Gang, einen überzuckerten Automatenkaffee in der Hand, verlegen dem Blick der jeweils anderen ausweichend-suchend. Das ist über 20 Jahre her. Wir treffen uns immer noch zu Kreativ-Abenden, tanzen gemeinsam durchs Leben – und manchmal heulen wir den Mond an.

Beruflich hat Agnes ihren Weg als Körpertherapeutin gemacht. Sie kennt die Sprache des Körpers und entfesselt die Poesie des Körpers wie keine andere.

Wem machst du gerne Mut?

Gern allen, die meine Wege kreuzen und gerade traurig, unsicher, ambivalent, verärgert… sind, sich Klarheit wünschen und Bestärkung brauchen.

Warum ist dir das wichtig?

Weil ich Menschen gern spüren lasse, dass alles da sein darf. Auch wenn Gefühle und Gedanken scheinbar nicht „zusammen passen“. Wenn man ehrlich eins nach dem anderen wahrnimmt, eins neben dem anderen gewissermaßen aufstellt und dadurch Überblick gewinnt, erkennt man, woher Gedanken und Gefühle rühren, inwieweit sie mit der Gegenwart zu tun haben oder mit alten Geschichten und Konventionen, was die eigenen Wünsche, Bedürfnisse, Vorstellungen, Erwartungen sind und/oder Annahmen über andere…Wenn man all dies auseinander „klaubt“, hat man einen differenzierten Bezug dazu und eine neue Perspektive, worum es wirklich geht und was der nächste Schritt ist. Und dass dieser nicht nur aus dem Verstand oder aus einer Emotion heraus geschieht, sondern unserem Ganz-Sein entspringt.

Wann musstest du selbst Mut beweisen?

Vor allem als ich mich traue, ganz ich selbst zu sein, mein Tempo zu leben und meine Wahrheit auszusprechen. Als ich meine Gefühle und Gedanken offen darlegte und Angst hatte „was andere wohl über mich denken könnten“ oder sie zu verletzen. Als ich mich anderen „zugemutet“ habe, mit dem Risiko sie zu überfordern.Andere denken sowieso das, was sie denken. Da möchte ich mich wenigstens nicht mehr selbst verleugnen (was im Endeffekt auch auf Kosten aller geht), sondern sie wissen lassen, woran sie bei mir sind und weniger Missverständnisse aufkommen lassen.

Was hast du daraus gelernt?

?Dass es nicht nur befreiend, erleichternd und natürlich schlichtweg schön ist, echt zu sein, sondern ich auch unabhängiger wurde, ob ich damit anderen gefalle oder nicht.

?Dass der Mut zum 1. Schritt sich so sehr lohnt – das Vor-Trauen vom Vertrauen.

?Wenn wir uns zeigen, wie wir sind, nehmen wir einfach gesagt unser „Mensch-Sein“ an. Wenn wir damit unser aller Verletztlichkeit (an)erkennen, gehen wir auch mitfühlender und achtsamer mit uns und anderen um. Das dient allen.

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